Tabalingo Sport & Kultur inklusiv ist ein Verein aus Stolberg in der Städteregion Aachen. Mit seinem überragenden Engagement für Menschen mit Behinderung hat sich der Klub einen Namen weit über die Grenzen des FVM gemacht. Was macht Tabalingo so besonders?
Ursula Espeter hat oft wenig Zeit. Besprechungen, Telefonate, Organisation – die Geschäftsführerin und Gründerin von Tabalingo Sport & Kultur ist eine gefragte Frau. Irgendwo gibt es immer etwas zu tun, eine Frage, eine neue Herausforderung. Sie leitet ein Projekt, das regelmäßig für Erstaunen sorgt. Und das immer wieder Preise bekommt. Zuletzt wurde Tabalingo im Breitensport-Wettbewerb „Sterne des Sports“ ausgezeichnet. Der Preis würdigt herausragendes ehrenamtliches Engagement von NRW-Sportvereinen. Aber was macht Tabalingo so besonders? Und woher kommt der ungewöhnliche Name?
Tabalingo ist eine gemeinnützige Organisation in Stolberg, die seit Anfang 2010 ihren mittlerweile über 600 Teilnehmenden sportliche und kulturelle Freizeitaktivitäten bietet: integrativ-inklusiv für Menschen mit und ohne Behinderung beziehungsweise Förderbedarf. Der Name setzt sich zusammen aus den Wortanfängen von Tanzspaß, Ballspiel, Integration/Inklusion und Gemeinschafts-Organisation.
„Bei uns entsteht echte Inklusion, weil sich jede und jeder mit ihren und seinen Fähigkeiten einbringen kann und im Rahmen des individuellen Bedarfs gefordert und gefördert wird“, sagt Espeter, die selbst eine Tochter mit Down-Syndrom hat und daher Tabalingo mit ihrem Mann gründete. „Über Dreiviertel der Teilnehmenden sind junge Menschen, etwa Zweidrittel Kinder und Jugendliche. Wir legen besonderen Wert darauf, dass Teilnehmende zu uns nicht in Therapie kommen, sondern zu ganz normalen Freizeitaktivitäten. Zusätzlich adressieren wir mit vereinsungebundenen, inklusiven Sport- und Kulturaktivitäten deutlich über 1.500 weitere Kinder und Jugendliche aus der Region.“
Aktuell bietet Tabalingo über 20 Sportarten und Kulturangebote in regelmäßigen, wöchentlichen Trainings und in Wochenend- und Ferienprojekten auf der eigenen Sportanlage sowie vielfältige Aktiv-Reisen an. Neben Fußball wird zum Beispiel Basketball, Ninja-Sport, Bouldern, Vital- und Kampfsport und besondere Programme in Kultur, Tanz und Kunst angeboten. „Wir beschäftigen zur Zeit acht feste Mitarbeitende - auch dort inklusiv, zwei unserer acht Festangestellten haben eine Behinderung - und 96 ehrenamtliche Trainer*innen und Betreuer*innen“, sagt Espeter.
Das Motto bei Tabalingo wird von allen gelebt: Kultur und Sport ohne Leistungsdruck. „Wir bringen Menschen in kulturelle und sportliche Aktivitäten, für die das bisher aus verschiedenen Gründen nicht möglich ist“, erklärt Espeter. „Tabalingo richtet sich im Besonderen an Menschen mit Behinderung und Kinder und Jugendliche aus prekären sozialen Lagen und Menschen, die die Begegnung auf Augenhöhe schätzen. Wir ermöglichen so Teilhabe und eröffnen beziehungsweise erweitern damit die Inklusion für Menschen mit Behinderung.“
Diversität ist hier ein ganz entscheidender Faktor: Die Altersspanne reicht von sechs bis über 70 Jahre, Jungen und Mädchen, Männer und Frauen, Menschen mit eigener Genderdefinition und Menschen aus vielen Herkunftsländern trainieren gemeinsam. Diese Verknüpfung hat eine große Vielfalt und einen enormen Zulauf an Teilnehmenden gebracht, der weiter anhält. „Allein in diesem Jahr haben wir 200 Neuanmeldungen. Das Interesse ist weiterhin riesig. Wir freuen uns über den Zuspruch. Aber natürlich müssen wir auch schauen, wie wir das alles organisiert bekommen.“
Die Fußballer*innen bilden noch immer eine der größten Abteilungen innerhalb des Vereins. Vier Mannschaft sind im Moment im Spielbetrieb der FVM-Liga inklusiv dabei. „Wir haben unglaublich gute Erfahrungen damit gemacht, wenn Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam trainieren und spielen“, betont die Geschäftsführerin und Gründerin. „Es ist einfach toll zu sehen, wie alle von dieser Konstellation profitieren.“
Aber die 60-Jährige hat auch einen Wunsch: „Es wäre toll, wenn noch mehr Vereine den Mut aufbringen und sich für Menschen mit Handicap öffnen würden. Am Anfang ist sicherlich etwas organisatorischer Aufwand nötig. Aber das legt sich nach kurzer Zeit. Und sehr schnell werden die Vereine dann merken, wie groß der Zugewinn ist. Menschen mit Behinderung bereichern das Vereinsleben sehr.“
Weitere Informationen zu Tabalingo sind auf der Homepage des Vereins zu finden: www.tabalingo.de
Weitere Informationen zur Inklusion im FVM finden Sie hier.