Der Fußball-Verband Mittelrhein hat gemeinsam mit dem DFB, der Stadt Köln, dem Bund Deutscher Fußball-Lehrer sowie der Deutschen Sporthochschule das Pilotprojekt „Fußball macht Schule“ ins Leben gerufen. Worum geht es dabei konkret? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.
Was ist das Ziel des Pilotprojekts?
„Fußball macht Schule“ zielt darauf ab, zusätzliche Bewegung in den Schulalltag zu integrieren. Nachmittags werden im Rahmen der Offenen Ganztagsbetreuung (OGS) 90-minütige Trainingseinheiten in ausgewählten Kölner Grundschulen angeboten.
Warum ist das so wichtig?
Studien zeigen, dass sich Kinder im Alltag zu wenig bewegen und nicht ausreichend sportlich betätigen. Andreas Rettig, DFB-Geschäftsführer Sport und Initiator des Projekts, erklärt: „Der DFB tut im Bereich Schule bereits unglaublich viel. Dieses Engagement treiben wir mit dem Projekt „Fußball macht Schule“ weiter voran“. Rettig macht deutlich, wie sehr ihm mehr Bewegung für alle Schülerinnen und Schüler, nicht nur für die fußballerischen Talente unter ihnen, am Herzen liegt: „Es geht nicht darum, den nächsten Musiala oder Wirtz zu entdecken, und auch nicht nur um den Fußball. Es geht um den Sport insgesamt, der einen höheren Stellenwert bekommen muss. Da müssen wir vom Ankündigen ins Machen kommen!“
Wie sieht das Programm also konkret aus?
Im Mittelpunkt von „Fußball macht Schule“ steht die Förderung zusätzlicher Bewegung durch Fußball. Das Projekt zielt darauf ab, Grundschüler*innen durch kleine Spielformen zu zusätzlicher Bewegung zu motivieren, indem es das gesamte Fußball-Netzwerk nutzt und qualifiziertes Sportpersonal für den Ganztag bereitstellt. Die Schulen wiederrum integrieren das zusätzliche Sportangebot außerhalb des Sportunterrichts in den Tagesablauf.
Wer trägt die Kosten?
Die Stadt Köln übernimmt für das Schuljahr 2024/25 die Personalkosten, während der FVM, der Bund Deutscher Fußball-Lehrer und der Deutschen Sportschule qualifizierte Trainer*innen sowie das Konzept der „Schule des Kleinfeldfußballs“ bereitstellen.
Welche Rolle nimmt der FVM darüberhinausgehend ein?
Der Fußball-Verband Mittelrhein spielt im Rahmen des Projekts eine zentrale Rolle und trägt maßgeblich zur erfolgreichen Umsetzung bei. Der FVM koordiniert die Einteilung der Trainer*innen in den verschiedenen Einrichtungen, um eine reibungslose Durchführung der sportlichen Aktivitäten sicherzustellen. Darüber hinaus ist der FVM für die Kommunikation mit den Schulen verantwortlich und pflegt aktiv die Zusammenarbeit, um eine nachhaltige und effektive Partnerschaft zwischen den beteiligten Institutionen zu gewährleisten. FVM-Geschäftsführerin Sandra Fritz sagt: „Wir freuen uns, dass wir als Landesverband unseren Anteil bei der Umsetzung des Pilotprojekts beisteuern können. Fußball und Schule gehören für den FVM bereits seit vielen Jahren zusammen und gemeinsam mit unseren Vereinen im Mittelrhein sind wir in zahlreichen Schul- und Ganztagsinitiativen aktiv. Die Zusammenarbeit mit allen Partnern vor Ort zeigt, dass wir als Netzwerk gemeinsam noch mehr erreichen können.“
Warum ist es der Stadt Köln so wichtig, Teil des Pilotprojekts zu sein?
Robert Voigtsberger unterstreicht die Bedeutung des Projekts aus Sicht der Stadt Köln: „Sport fördert nicht nur körperliche und geistige Fähigkeiten, sondern stärkt auch soziale Kompetenzen. All das fließt in dieses Projekt ein.“ Der Kölner Dezernent für Bildung, Jugend und Sport sagt weiter: „Im Sinne der Inklusion sind auch eine Förderschule und Schulen des gemeinsamen Lernens beteiligt. Ich freue mich sehr über die Kooperation von DFB und der Stadt Köln bei diesem Projekt.“
Können interessierte Grundschulen bei dem Pilotprojekt noch einsteigen?
Nein, das ist derzeit nicht möglich. Die Umsetzung von „Fußball macht Schule“ ist zunächst bis zu den Sommerferien geplant. Ob und wie es danach weitergeht, ist noch offen. Der FVM bietet allerdings verschiedene Projekte für Schulen/Kitas an, die in besonderem Maße den Fußball fördern.
Zu Besuch an der KSG Mainzer Straße
Das Pilotprojekt „Fußball macht Schule“ läuft inzwischen seit einem guten halben Jahr. Wie wird es angenommen? Und vor allem: Wie nehmen die Grundschülerinnen und – schüler das Angebot an?
Arne ist als erster da. Zehn Minuten vor Beginn der Einheit. Der Achtjährige trägt das Trikot der portugiesischen Nationalmannschaft von Cristiano Ronaldo. Der Grundschüler der KGS Mainzer Straße in der Kölner Südstadt kann es nicht abwarten, dass die Trainingseinheit endlich losgeht. Der Zweitklässler schnappt sich einen Ball und flitzt durch die Halle, er schießt auf die große blaue Mappe, die als Tor dient, er jubelt, er freut sich, er hat Spaß. „Wenn wir nachmittags hier Fußball spielen, ist das der schönste Schultag der Woche“, sagt Arne.
Um weitere Fragen zu beantworten hat er keine Zeit. Er ist hier zum Fußball spielen, nicht um rumzustehen. Nach und nach trudeln weitere Kinder ein. Am Ende werden es fast 20 sein, die sich riesig auf die Einheit freuen. Maurice kommt in die Halle und ruft: „Cool, endlich wieder Fußball spielen.“ Dann schnappt auch Maurice sich einen Ball und dribbelt an seinen Mitschülern durch die Halle. Montags findet an der KGS Mainzer Straße immer die Einheit mit den Jungs statt, freitags nach der Schule sind dann die Mädchen dran.
Richtig austoben nach dem Schultag
Geleitet wird die Fußball-AG von Sabine Blum und Leonie Zilger. Blum ist als Lehrerin für das Projekt extra an diese Grundschule abgeordnet worden, Zilger studiert an der Deutschen Sporthochschule in Köln und nimmt die Gelegenheit war, das in der Theorie Gelernte in die Praxis zu überführen. Zilger spielt selbst Fußball, in der zweiten Mannschaft des 1. FC Köln in der Regionalliga. Blum war früher auch eine gute Fußballerin und hat es bis in die 2. Bundesliga geschafft. Mittlerweile hat sie die B- und C-Trainer*innen-Lizenz.
„Es macht riesigen Spaß, einmal in der Woche mit den Jungs und Mädchen hier in der Halle zu kicken. Es ist beeindruckend, mit welcher Freude und Leidenschaft alle dabei sind. Sobald sie einen Ball am Fuß haben, spielt alles andere keine Rolle mehr“, sagt Blum. Und Zilger ergänzt: „Es ist einfach superwichtig, dass die Jungs und Mädchen nach einem langen Schultag sich hier richtig austoben können. Man merkt richtig, dass sie ihre Energie loswerden müssen, wenn sie den ganzen Tag in der Klasse gesessen haben. Unser Ziel ist es, die Kinder in Bewegung zu bringen und ihnen den Spaß am Fußball zu vermitteln. Wenn wir es dann noch schaffen, dass sie sich mittelfristig einem Verein in der Nähe anschließen, hat das Pilotprojekt einen erfolgreichen Verlauf genommen.“
In der Halle steht nun eine kurze Begrüßung an. Alle treffen sich am Mittelkreis. Blum und Zilger erklären, was heute auf dem Programm steht. Die Jungs sind höchstens mit einem Ohr dabei. Gedanklich sind sie schon bei der ersten Übung: Sie sollen mit dem Ball am Fuß durch die Halle laufen. Wenn Blum laut in ihre Handpfeife betätigt, sollen sie die Bälle in einem der vier Minitore versenken. 90 Minuten lang geht es in der Halle hoch her. Das Abschlussspiel auf die zwei großen blauen Matten ist für alle immer der Höhepunkt der Einheit. Als es dann vorbei ist, geht alle glücklich und erschöpft nach Hause. Genauso, wie es sein soll. In der kommenden Woche geht es weiter.