Die im Westen: Lohn für nachhaltiges Engagement im Mädchen- und Frauenfußball

Die im Westen: Lohn für nachhaltiges Engagement im Mädchen- und Frauenfußball

Mit dem Jugendförderverein FC Eifel und dem ESV Olympia Köln gehören zwei Klubs aus dem Fußball-Verband Mittelrhein (FVM) zu jenen acht Bewerbern, die eine Jury um Frauen-Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg besonders beeindruckten und vom Westdeutschen Fußballverband (WDFV) in ihrer Arbeit im Frauen- und Mädchenfußball mit 1000 Euro unterstützt werden. Anlass der Anschubfinanzierung bietet die WDFV-Vereinsförderung, die im September 2020 gestartet wurde.

Und auch 2021 hat der WDFV wieder eine Ausschreibung der Vereinsförderung veröffentlicht und unterstützt so die Mädchen- und Frauenfußballförderung in NRW. Alle Informationen finden Interessierte hier.

Es war eine namhaft besetzte Jury, die die Bewerbungen unter die Lupe nahm. Und die Runde um Frauen-Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg und WDFV-Referentin für Frauenfußball und Weltmeisterin Maren Meinert war begeistert von den vielfältigen Ideen zur nachhaltigen Förderung des Frauen- und Mädchenfußballs, die beim Westdeutschen Fußballverband (WDFV) eingereicht worden waren. „Wir sind sehr stolz auf das überwältigende Engagement. Unsere Vereinslandschaft ist sehr lebendig“, sagte Marianne Finke-Holtz, die als Vorsitzende des WDFV-Frauenfußballausschusses und WDFV-Präsidiumsmitglied ebenfalls der Jury angehörte.

Per Videokonferenz kürte die Runde schließlich acht Projekte von Vereinen, die sich die Förderung des Frauen- und Mädchenfußball auf Fahnen geschrieben haben. Zum Kreise der Gewinner gehören mit dem Jugendförderverein FC Eifel und dem ESV Olympia Köln auch zwei Klubs aus dem Fußball-Verband Mittelrhein (FVM). Beide werden in ihrer Arbeit mit einer Anschubfinanzierung in Höhe von 1000 Euro unterstützt. Der WDFV wird die Fortschritte der Projekte bis zum Abschluss begleiten. „Zu diesen Vereinen zu gehören, erfüllt uns natürlich mit Stolz“, sagt ESV-Jugendleiter Sönke Kunkel angesichts der großen Konkurrenz. 143 Klubs hatten sich um die vom WDFV mit seinen drei Landesverbänden Mittelrhein, Niederrhein und Westfalen ausgeschriebene Förderung beworben.

 

Neue Spielformen bewähren sich

Der ESV Olympia Köln beeindruckte die Jury mit seinen Nachwuchskonzepten. So spielen die Mädchen der Altersklassen U9 bis U11 künftig in den neuen Spielformen Drei-gegen-Drei und Fünf-gegen-Fünf. „Wir setzen bei den Junioren schon lange auf diese neuen Spielformen“, erklärt Kunkel. Die durchweg positiven Erfahrungen wolle man nun auf den Bereich Juniorinnen übertragen. „Die neuen Spielformen sind perfekt dafür geeignet, Mädchen für den Fußball zu begeistern“, betont er. Das Geschehen auf dem Feld werde übersichtlicher, die Mädchen hätten Zeit und Raum für ihr Spiel und kämen zu vielen Aktionen, Ballkontakten und Erfolgserlebnissen. Zudem könne man schon mit kleinen Gruppen an Turnieren und Wettspielen teilnehmen. Das nun ausgezeichnete Projekt des ESV Olympia sieht den Aufbau eines U9-Juniorinnen-Jahrgangs und die regelmäßige Organisation von Drei-gegen-Drei-Modellturnieren für U9bis U11-Juniorinnen vor.

Kunkel hofft, mit dem Konzept das Kölner Modell der neuen Spielformen bekannter zu machen. Dieses sehe nun erstmals auch einen Ligabetrieb in den neuen Spielformen für U11-Juniorinnen vor. „Was die beiden Referenten für Kinderfußball des Kreises Köln, Thomas Staack und Dimitrios Hrissanthou, zusammen mit dem Kreis und anderen Kölner Vereinen in den letzten Jahren an Aufbauarbeit geleistet haben, ist herausragend“, findet Kunkel. Mit den 1000 Euro wolle sein Verein Lehrgänge für Nachwuchstrainerinnen finanzieren, Mini-Tore für die Übungseinheiten und Turniere anschaffen sowie die Hallenmiete für die Ausrichtung von Turnieren stemmen.

 

Hürden überwinden

Auch beim Jugendförderverein FC Eifel hat man schon konkrete Pläne für die Verwendung der Prämie. Dort soll das Geld vor allem dem Kauf von Fußballschuhen und Sportbekleidung sowie der Übernahme von Mitgliedsbeiträgen für fußballbegeisterte Mädchen dienen, deren Familien das Geld für diese Dinge fehlt. Denn Geld ist einer der Knackpunkte bei einem Projekt, das die Macher um Heiner Schepp vorantreiben wollen. Der Verein, dem eine Kooperation der Stammvereine TV Konzen, Germania Eicherscheid, TuS Lammersdorf und Hansa Simmerath zu Grunde liegt, beabsichtigt, Mädchen mit Migrationshintergrund die Tür zum Fußballspielen zu öffnen. „Nicht selten fehlt es an der nötigen Ausrüstung“, sagt Schepp.

Ohnehin erweise sich die Sorge der Eltern vor finanziellen Verpflichtungen oftmals als Hürde für den Nachwuchs. Ein weiterer Grund seien die immer noch anzutreffenden Vorbehalte gegenüber sportlichen Aktivitäten von Mädchen. „Der kulturelle Hintergrund der Familien, deren Wurzeln in Afrika, Asien oder im Mittleren Osten liegen, lässt es oftmals nicht zu, dass die Mädchen einem Verein beitreten, um dort Fußball zu spielen“, erklärt Schepp. Letztlich führe das dazu, dass diese gesellschaftliche Gruppe bislang in den Vereinen der Eifel unterrepräsentiert sei.

 

Niederschwellige Angebote

„Wir sind sicher, dass hier einige Talente schlummern, die bisher nicht Fußball spielen dürfen“, erklärt er. Ein niedrigschwelliges Angebot soll die Lösung sein. „Unsere Idee besteht darin, in Flüchtlingseinrichtungen und Schulen Werbung für ein unverbindliches Schnuppertraining zu machen“, so Schepp. Dann könnten die Mädchen ein- oder zweimal monatlich in einem geschützten Umfeld erste Erfahrungen beim Fußballspielen machen, ehe sie in einem möglichen zweiten Schritt behutsam in die Juniorinnen-Mannschaften integriert werden. Nachdem aufgrund der Pandemie vieles bislang nicht möglich war, soll das Projekt nun Fahrt aufnehmen.

Wie man eine Erfolgsgeschichte schreibt, weiß man beim JFC Eifel. Denn das zweite Projekt, das ebenfalls zur Bewerbung beim WDFV gehörte, ist gewissermaßen eine feste Größe. Seit 2008 stellt der JFC Eifel einen Tag des Mädchenfußballs auf die Beine. Im engen Austausch mit den örtlichen Grundschulen und weiterführenden Schulen kicken alle zwei Jahre bis zu 300 Mädels der dritten, vierten, fünften und sechsten Klasse. Nicht wenige absolvieren anschließend ein Schnuppertraining im Klub und finden so den Weg in die Nachwuchsteams des JFV FC Eifel und Frauenmannschaften des TV Konzen.

 

Auch in dieser Saison startet der WDFV wieder eine Ausschreibung, um so die Mädchen- und Frauenfußballförderung in NRW zu unterstützen. Interessierte können sich hier bewerben.

 

Bildquelle: WDFV

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